Flüchtlingserstaufnahme – in Zeiten der Pandemie

Diejenigen, die schon länger in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, wissen wie herausfordernd diese Tätigkeit sein kann. Unklare Prognosen über die Zugangszahlen der nächsten Wochen und Monate, ständig wechselnde Belegungen mit vielen allein reisenden Männern aus Afrika und morgen Großfamilien aus dem Irak oder Syrien. Die Folge: Dramatische Überbelegungen, wie sie in allen Einrichtungen in Baden-Württemberg zum Beispiel im Flüchtlingssommer 2015 zu verzeichnen waren.

 

Und trotzdem ist es nochmal etwas anderes, wenn eine große Sammelunterkunft mit einer Pandemie konfrontiert wird. Nachdem im Januar 2020 klar war, dass da etwas auf uns zukommt, was wir in dieser Form noch nie hatten, mussten die Verantwortlichen in der LEA Ellwangen Antworten auf ganz neue Fragen finden:

  • Wie können die Bewohnerinnen und Bewohner vor einer Infektion geschützt werden?
  • Wie können wir Direktzugänge für einen bestimmten Zeitraum getrennt von den anderen unterbringen?
  • Wie erledigen wir unsere Alltagsarbeit so, dass der Schutz der Beschäftigten vor einer Infektion möglichst lückenlos gewährleistet ist?

Oder in Kurzfassung: Gibt es ein umfassendes Konzept?

 

Das gab es tatsächlich nicht, aber es wurde unter Beteiligung der zuständigen Behörden erarbeitet. Dank der räumlichen Ausstattung war es sehr schnell möglich, Direktzugänge separiert unterzubringen und bei positiven Testergebnissen für 14 Tage zu isolieren. Durch weitere organisatorische Maßnahmen, wie kontrollierte Zugänge zur Gemeinschaftsverpflegung oder Reduzierung von z.B. Teilnehmenden bei Gruppenveranstaltungen wurde versucht das Infektionsrisiko zu minimieren. Das Personal – wir reden bei einer Einrichtung in dieser Größenordnung von über 200 Personen – zeigte große Bereitschaft, diese Maßnahmen mitzutragen. Schwierigkeiten bestanden vor allem darin ausreichend Masken und persönliche Schutzausrüstung für Asylsuchende und Beschäftigte zu finden. Und ein weiteres Problem trat zutage, als kurz vor Ostern die ersten positiven Testergebnisse eintrafen: Wie erklärt man einem jungen, subjektiv gesehen gesunden Mann, dass er Corona positiv ist und sich zum Schutz der anderen in Isolierung zu begeben hat? Und wie gelingt dies, wenn es sich nicht um eine Person handelt, sondern am Ende um ca. 400?

 

Schon Herbst 2020, besonders aber aktuell in Zeiten von Omikron ist die Situation wieder völlig verändert. In der LEA Ellwangen sind ca. 250 Personen untergebracht, eine entspannte Belegung von max. 2 Einzelpersonen je Zimmer mit deutlich minimiertem Infektionsrisiko. Es gibt keine Probleme bei der Akzeptanz der Corona-Verordnungen. Ebenso bei den vorgeschriebenen Einschränkungen wie z.B. einer 14-tägigen Zugangsquarantäne. Ein umfassendes Hygienekonzept sorgt für eine größtmögliche organisatorische Sicherheit. Mit einem akribischen „Test-Regime“ - bei Zugängen, vor Abgängen, in der Kinderbetreuung - um nur die Wichtigsten zu nennen - wird dafür Sorge getragen, dass Infektionen frühestmöglich erkannt werden. Und eine sehr hohe Impfbereitschaft sowohl bei den Asylsuchenden als auch den Beschäftigten lässt die Verantwortlichen mit einer relativen Gelassenheit auf die Herausforderungen blicken, die durch die Omikron-Variante in der fünften Welle in diesen Wochen auf uns zukommt.